Sternfreunde-Blog
25.10.2022: Wir hatten Glück: SoFi Oktober 2022
Unten im Foto: Dr. Björn Voss, Leiter des Planetariums und 2. Vorsitzender der Sternfreunde Münster zusammen mit Gästen am 4 Zoll Refraktor während der kurzen Wolkenlücke.
Die Satellitenbilder vom Vorabend der partiellen Sonnenfinsternis ließen Böses ahnen: Dichte Wolken und Regen wurden angesagt.
Am Morgen des 25. Oktober gehen das Team des Naturkundemuseums und die Sternfreunde dennoch mit trotzigem Optimismus an die Vorbereitungen.
Mehrere Teleskope und ein Gerüst zum "Rudelgucken" durch einen großen Rahmen mit Filterfolie werden auf dem Vorplatz des LWL-Museum für Naturkunde aufgebaut. Bei der partiellen Sonnenfinsternis im Juni des Vorjahres gab es einen strahlend blauen Himmel - nur verhagelte uns das Corona-Virus die Veranstaltung - diesmal wieder das Wetter?
Gegen 10.30 Uhr trifft Andrea Hansen mit ihrem WDR-Team ein und auch RTL/NTV hoffen auf schöne Bilder. Die nächsten 1,5 Stunden lassen dagegen eher Regen befürchten und werden mit Livestreams von verschiedenen Sternwarten auf der Leinwand im Museumsfoyer überbrückt.
Und dennoch: Selbst die dichtesten Wolken haben manchmal Lücken! Die Momente der größten Bedeckung mit etwa 24% für Münster sind schon vorüber, als um 12.25 Uhr ein schmales Stück blauer Himmel vom kräftigen Wind über die Sonne geschoben wird. Mit viel Glück gelingt es, einige Blicke auf die Sonnenfinsternis zu werfen und das Ereignis im Bild festzuhalten, bevor um 12.40 die Show für Münster endgültig vorbei ist.
Auf dem Projektionsschirm sind am dunklen Rand des Mondes (rechts) die Unebenheiten einiger Gebirge und Krater zu erkennen, oben links eine kleine Sonnenfleckengruppe. Das Teleskop war ein Refraktor mit 1500 mm Brennweite.
Der Bericht des WDR kann noch bis Oktober 2023 abgerufen werden:
WDR
Livestream der Sternwarte Peterberg zum Nacherleben
(Sternfreunde Münster)
Einnorden ohne Polsucher und Polarstern
Eine parallaktische (äquatoriale) Montierung lässt sich mit geringem Aufwand auch ohne Hilfsmittel wie Polsucher, Polarstern, PC/Webcam einnorden. Gemeint ist hier NICHT die etwas aufwändige Scheiner-Methode. Vielmehr sollen die geometrischen Vorgaben des azimutalen und parallaktischen Koordinatensystems sowie der Montierung genutzt werden. (Details zu den Koordinatensystemen siehe hier.)
Die erreichbare Präzision ist für fotografische Zwecke bis etwa 200 mm Brennweite ausreichend und für das Auffinden von Objekten mit den Teilkreisen ungefähr auf 10 Bogenminuten genau; letztendlich ist sie jedoch abhängig von der Qualität der Teilkreise und der Sorgfalt der Justage. Auf dem Rektaszensionsteilkreis ist eine Skala von Vorteil, die nicht nur die Rektaszension (R.A.), sondern auch den Stundenwinkel (H.A.) anzeigt. Der überwiegende Teil der Prozedur kann im warmen Zimmer vorgenommen werden.
Benötigtes Material: Ein Smartphone mit den Apps „Clinometer”, „ManGoto” o. ä. und eine Kompass-App. Praktisch ist auch eine „echte” Wasserwaage.
1. Das Stativ mit der Wasserwaage ins Lot bringen, die Montierung aufsetzen.
2. Die geogr. Breite (Polhöhe) der Montierung mit der App „Clinometer” einstellen und darauf achten, dass das Smartphone/Tablet parallel zur Stundenachse aufliegt.
3. Die Stundenachse mit der Wasserwaage in Meridianstellung ausrichten.
4. Die Deklinationsachse mit der Wasserwaage in Zenitstellung ausrichten (Blickrichtung des Teleskops = 90 Grad senkrecht zum Horizont).
So sollte der Aufbau jetzt aussehen:
5. Den Teilkreis der Stundenachse auf 0h bzw. 12h arretieren.
6. Den Teilkreis der Deklinationsachse auf den Wert der geografischen Breite arretieren. Der Deklinationswert des Zenits für einen Beobachtungsort ist gleich der Polhöhe. (Münster: Zenit 90° Höhe = 52° Deklination = 52° Polhöhe)
7. Azimut
Die Poljustage im Azimut funktioniert nur mit einem Himmelsobjekt (im Beispiel die Sonne), für eine erste Ausrichtung benutzt man den Kompass. Benötigt werden jetzt der Stundenwinkel und die Deklination, z.B. aus der App ManGoTo. Für den 25. Januar 2019 um 15:01 Mittlerer Ortszeit für Münster betrug der Stundenwinkel (tau) der Sonne 2h 50m, die Deklination (delta) -18° (Abbildung ganz rechts).
Sind die Teilkreise einmal gut geeicht und werden wie die Polhöhe nicht mehr verändert, ist eine Poljustage mit Hilfe des Stundenwinkels in einer Minute erledigt.
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(Michael Dütting)
ManGoTo die WebApp für manuelles GoTo
Hallo Freunde der Nacht,
GoTo ist ein schon oft diskutiertes Thema- und eine bequeme Sache, wenn es funktioniert, der Strom nicht ausfällt und die Lieblingsmontierung, sofern sich mehrere im Fundus finden ;-), über dieses nette Feature verfügt. Falls dem nicht so sein sollte, oder die eben aufgezählten Widrigkeiten (mal wieder) zuschlagen, bietet sich immer noch das "manuelle" GoTo in zwei Varianten an: Teilkreise und Starhopping. Letzteres ist nicht so mein Fall. Bleiben die Teilkreise, die bekanntlich auf zweierlei Weise genutzt werden können: 1. Einstellung der Rektaszension (RA) mit einem Referenzobjekt oder Referenzstern, 2. mit Hilfe des Stundenwinkels. In 1) muss der RA-Teilkreis immer wieder neu eingestellt werden und in 2) muss man rechnen. In 1) u. 2) bleibt der unausweichliche Blick in Atlas und Tabellen. Man könnte natürlich einen Laptop mitnehmen, statt einen Taschenrechner mitzuschleppen- auch nicht schön und beides Argumente für GoTo-Steuerungen. ...
Aber da gibt es ja noch diese Dinger, die eigentlich zum Telefonieren gedacht waren, vielmehr jedoch zum Daddeln und Simmsen herhalten und die man sowieso mit sich herumschleppt.
Die können "Äbbs" :-)
Warum also nicht die Koordinaten mit einem Smartphone ausgeben/berechnen lassen, am Besten noch mit einem Deep Sky-Katalog dabei? Weder bei Apfel noch bei R2D2 bin ich fündig geworden. Also selber basteln- das Wetter war eh nicht so dolle. Herausgekommen ist eine "WäbÄbb" für den Hausgebrauch, die den Stundenwinkel des begehrten Ziels und die wichtigsten Informationen (u.a. Typ, Helligkeit, Größe) ausspuckt. Die Datenbank enthält etwa 8000 Objekte nördlich -35 Grad Deklination mit Helligkeiten bis 15m. Darunter der NGC/IC/M Katalog und einige PK, UGC, Collinder usw. sowie 30 Referenzsterne. Anzeigen und Bedienfelder sind in Rot gehalten und weil die eingeblendete Tastatur meines "Intelligentes Mobiles Telefon" die Adaption versaut, habe ich dem Ganzen noch ein paar astrofreundliche Tasten spendiert. "Äbb" und Datenbank werden im Cache des Browsers abgelegt (zusammen 1 MB), und sind damit auch auf'm Acker ohne Internet zu gebrauchen.
Die Anleitung ist etwas kurz ausgefallen, für denjenigen der mit den Begriffen wie Stundenwinkel, RA, DKL und Teilkreisen nichts anfangen kann, ist das aber eh nix. Teilkreise sollte die Monti schon haben- ist ja auch keine Selbstverständlichkeit mehr... .
Ach ja, sollte der Worstcase eintreten, sprich' GoTo fällt aus, Laptop macht schlapp und der Smartphone-Akku die Grätsche: egal- Sterne kann man auch ohne Strom gucken :-)
clear skies
Michael
PS: Kost' nix -also runterladen- Vorsicht! Beta!!
Nochmal PS: der Link zur ManGoTo-WäbbÄbb.
(Michael Dütting)