Sternfreunde-Blog
Einnorden ohne Polsucher und Polarstern
Eine parallaktische (äquatoriale) Montierung lässt sich mit geringem Aufwand auch ohne Hilfsmittel wie Polsucher, Polarstern, PC/Webcam einnorden. Gemeint ist hier NICHT die etwas aufwändige Scheiner-Methode. Vielmehr sollen die geometrischen Vorgaben des azimutalen und parallaktischen Koordinatensystems sowie der Montierung genutzt werden. (Details zu den Koordinatensystemen siehe hier.)
Die erreichbare Präzision ist für fotografische Zwecke bis etwa 200 mm Brennweite ausreichend und für das Auffinden von Objekten mit den Teilkreisen ungefähr auf 10 Bogenminuten genau; letztendlich ist sie jedoch abhängig von der Qualität der Teilkreise und der Sorgfalt der Justage. Auf dem Rektaszensionsteilkreis ist eine Skala von Vorteil, die nicht nur die Rektaszension (R.A.), sondern auch den Stundenwinkel (H.A.) anzeigt. Der überwiegende Teil der Prozedur kann im warmen Zimmer vorgenommen werden.
Benötigtes Material: Ein Smartphone mit den Apps „Clinometer”, „ManGoto” o. ä. und eine Kompass-App. Praktisch ist auch eine „echte” Wasserwaage.
1. Das Stativ mit der Wasserwaage ins Lot bringen, die Montierung aufsetzen.
2. Die geogr. Breite (Polhöhe) der Montierung mit der App „Clinometer” einstellen und darauf achten, dass das Smartphone/Tablet parallel zur Stundenachse aufliegt.
3. Die Stundenachse mit der Wasserwaage in Meridianstellung ausrichten.
4. Die Deklinationsachse mit der Wasserwaage in Zenitstellung ausrichten (Blickrichtung des Teleskops = 90 Grad senkrecht zum Horizont).
So sollte der Aufbau jetzt aussehen:
5. Den Teilkreis der Stundenachse auf 0h bzw. 12h arretieren.
6. Den Teilkreis der Deklinationsachse auf den Wert der geografischen Breite arretieren. Der Deklinationswert des Zenits für einen Beobachtungsort ist gleich der Polhöhe. (Münster: Zenit 90° Höhe = 52° Deklination = 52° Polhöhe)
7. Azimut
Die Poljustage im Azimut funktioniert nur mit einem Himmelsobjekt (im Beispiel die Sonne), für eine erste Ausrichtung benutzt man den Kompass. Benötigt werden jetzt der Stundenwinkel und die Deklination, z.B. aus der App ManGoTo. Für den 25. Januar 2019 um 15:01 Mittlerer Ortszeit für Münster betrug der Stundenwinkel (tau) der Sonne 2h 50m, die Deklination (delta) -18° (Abbildung ganz rechts).
Sind die Teilkreise einmal gut geeicht und werden wie die Polhöhe nicht mehr verändert, ist eine Poljustage mit Hilfe des Stundenwinkels in einer Minute erledigt.
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(Michael Dütting)
MANGOTO Update 3.1
Unsere APP für manuelles GoTo hat ein Update auf die Version 3.1 bekommen. In der Datenbank sind nun auch die Sternbilder und Objekte des Südhimmels enthalten. Wer die APP bereits auf seinem Mobilgerät besitzt, muss den Cache seines Browsers leeren und einmalig die MANGOTO-Seite aufrufen. Version 3.1 speichert auch die eingegebene geografische Position.
(Sternfreunde Münster)
ManGoTo die WebApp für manuelles GoTo
Hallo Freunde der Nacht,
GoTo ist ein schon oft diskutiertes Thema- und eine bequeme Sache, wenn es funktioniert, der Strom nicht ausfällt und die Lieblingsmontierung, sofern sich mehrere im Fundus finden ;-), über dieses nette Feature verfügt. Falls dem nicht so sein sollte, oder die eben aufgezählten Widrigkeiten (mal wieder) zuschlagen, bietet sich immer noch das "manuelle" GoTo in zwei Varianten an: Teilkreise und Starhopping. Letzteres ist nicht so mein Fall. Bleiben die Teilkreise, die bekanntlich auf zweierlei Weise genutzt werden können: 1. Einstellung der Rektaszension (RA) mit einem Referenzobjekt oder Referenzstern, 2. mit Hilfe des Stundenwinkels. In 1) muss der RA-Teilkreis immer wieder neu eingestellt werden und in 2) muss man rechnen. In 1) u. 2) bleibt der unausweichliche Blick in Atlas und Tabellen. Man könnte natürlich einen Laptop mitnehmen, statt einen Taschenrechner mitzuschleppen- auch nicht schön und beides Argumente für GoTo-Steuerungen. ...
Aber da gibt es ja noch diese Dinger, die eigentlich zum Telefonieren gedacht waren, vielmehr jedoch zum Daddeln und Simmsen herhalten und die man sowieso mit sich herumschleppt.
Die können "Äbbs" :-)
Warum also nicht die Koordinaten mit einem Smartphone ausgeben/berechnen lassen, am Besten noch mit einem Deep Sky-Katalog dabei? Weder bei Apfel noch bei R2D2 bin ich fündig geworden. Also selber basteln- das Wetter war eh nicht so dolle. Herausgekommen ist eine "WäbÄbb" für den Hausgebrauch, die den Stundenwinkel des begehrten Ziels und die wichtigsten Informationen (u.a. Typ, Helligkeit, Größe) ausspuckt. Die Datenbank enthält etwa 8000 Objekte nördlich -35 Grad Deklination mit Helligkeiten bis 15m. Darunter der NGC/IC/M Katalog und einige PK, UGC, Collinder usw. sowie 30 Referenzsterne. Anzeigen und Bedienfelder sind in Rot gehalten und weil die eingeblendete Tastatur meines "Intelligentes Mobiles Telefon" die Adaption versaut, habe ich dem Ganzen noch ein paar astrofreundliche Tasten spendiert. "Äbb" und Datenbank werden im Cache des Browsers abgelegt (zusammen 1 MB), und sind damit auch auf'm Acker ohne Internet zu gebrauchen.
Die Anleitung ist etwas kurz ausgefallen, für denjenigen der mit den Begriffen wie Stundenwinkel, RA, DKL und Teilkreisen nichts anfangen kann, ist das aber eh nix. Teilkreise sollte die Monti schon haben- ist ja auch keine Selbstverständlichkeit mehr... .
Ach ja, sollte der Worstcase eintreten, sprich' GoTo fällt aus, Laptop macht schlapp und der Smartphone-Akku die Grätsche: egal- Sterne kann man auch ohne Strom gucken :-)
clear skies
Michael
PS: Kost' nix -also runterladen- Vorsicht! Beta!!
Nochmal PS: der Link zur ManGoTo-WäbbÄbb.
(Michael Dütting)