(coma berenices, com) Sichtbarkeit: Frühjahr
Coma Berenices (Haar der Berenike) ist ein eher unauffälliges Sternbild, das östlich vom Löwen zu finden ist. Markantester Bestandteil ist der Coma-Haufen, ein offener Sternhaufen mit etwa 30 Sternen in einer Entfernung von etwa 250 Lichtjahren - ein schönes Ojekt für den Feldstecher. Eine ganze Reihe von Messier-Objekten, die zum naheliegenden Virgohaufen gehören, sind in diesem Sternbild sichtbar (ca. 65 Mio Lichtjahre entfernt). Viel weiter entfernt (400 Mio Lichtjahre) ist der Coma-Galaxienhaufen (Bild), der für Amateurfernrohre nicht mehr sichtbar ist.
Sichtbarkeit
Das Sternbild Coma Berenices ist in unseren Breiten vor Mitternacht in den Monaten Januar bis September sichtbar. Kulmination um Mitternacht am 2. April.
zirkumpolar für 90° n. Br. - 77° n. Br.
vollständig sichtbar von 90° n. Br. - 57° s. Br.
nicht sichtbar von 77° s. Br. - 90° s. Br.
RA: 11h 58m bis 13h 36m
DE: +33° 20' bis +13° 15'
Umgebung
Nördlich von Coma Berenices liegt das Sternbild Canes Venatici (Jagdhunde), im Westen grenzt es an das Sternbild Leo (Löwe), im Süden liegt Virgo (Jungfrau) und im Osten Bootes (Rinderhirte).
Markante Sterne
Helle Sterne hat das Sternbild nicht aufzuweisen. Der Hauptstern α Comae Berenices (Diadem) - ein weißer Stern in 50 Lj Entfernung - hat lediglich eine Helligkeit von 4m3.
Weitere Sterne sind:
β Comae Berenices, 4m3, ein gelber Stern in 27 Lj. Entfernung
γ Comae Berenices, 4m4m ein orangefarbener Stern in 300 Lj. Entfernung
24 Com ist ein besonders schön gefärbter Doppelstern (5m2/6m7) mit einem orangefarbenen und einem bläulichweißen Partner.
Besondere Objekte
M 53 (NGC 5024) ist ein Kugelsternhaufen mit 7m5 in 65.000 Lichtjahren Entfernung.
Alle anderen Messierobjekte sind Galaxien (M 85 bis M 100 gehören zum Virgohaufen):
M 64 (NGC 4826) ist eine bekannte Spiralgalaxie mit 8m5, die im Englischen wegen ihrer auffälligen Dunkelwolke nahe dem Kern „Black Eye Galaxy” genannt wird. In Fernrohren ab 150 mm Öffnung kann man die Dunkelwolken erkennen (Entfernung 20 Millionen Lichtjahre).
M 85 (NGC 4382) ist eine Spiralgalaxie 9. Größenklasse (Entfernung 65 Millionen Lichtjahre).
M 88 (NGC 4501) ist eine Spiralgalaxie 10. Größenklasse, auf die wir nahezu von der Kante blicken, so daß sie ein elliptisches Aussehen bietet (Entfernung 65 Millionen Lichtjahre).
M 98 (NGC 4192) ist eine Galaxie in Kantenstellung (Entfernung 65 Millionen Lichtjahre).
M 99 (NGC 4254) ist eine Spiralgalaxie 10. Größenklasse, auf die wir frontal blicken und die daher nahezu kreisrund erscheint (Entfernung 65 Millionen Lichtjahre).
M 100 (NGC 4321) ist ähnlich wie M 99, nur größer (Entfernung 65 Millionen Lichtjahre).
NGC 4565 ist eine Galaxie der 10. Größenklasse, die wohl schönste Galaxie, die wir in Kantenstellung beobachten. Teleskope mit einer Öffnung ab 200 mm zeigen sie als zigarrenförmiges Objekt, das von einem Staubband zweigeteilt wird: der auffällige zentrale Wulst enthält einen sternähnlichen Kern (Entfernung 20 Millionen Lichtjahre).
Mythologie
Im alten Griechenland wurden die Sterne dieser Konstellation noch dem Löwen zugeordnet, erst Ende des dritten vorchristlichen Jahrhunderts wurde dieses unscheinbare Sternbild mit der wallenden Haarpracht der ägyptischen Königin Berenike in Verbindung gebracht. Berenike ist keine mythologische Figur, sie hat im 3. Jahrhundert v. Chr. tatsächlich gelebt. Sie war die Schwester und Gattin des Ptolemaios III. Euergetes, König des Ptolemäerreiches in Ägypten. Berenike soll ihre wallende Haarpracht abgeschnitten haben, nachdem ihr Flehen um die siegreiche Rückkehr ihres Mannes erhört wurde. Die im Tempel aufbewahrten Haare waren jedoch am nächsten Tag verschwunden. Um dem König eine Erklärung zu geben, wies der Hofastronom Konon von Samos - ein Freund des Archimedes - in einer dunklen Nacht auf eine Stelle des Himmels in der Nähe des Löwen, an der zahlreiche lichtschwache Sterne glitzerten, und sagte, die Götter seien über das Dankopfer Berenikes so erfreut gewesen, daß sie ihren Haaren für alle Ewigkeit einen Platz am Firmament geschenkt hätten. Der Nachwelt überliefert wurde diese Begebenheit durch das Lobgedicht „Locke der Berenike”, das der griechische Gelehrte Kallimachos (etwa 305 - 240 v. Chr.) verfaßt hat.